Vergangenheitsplay V

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Jason
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Jason am 11.02.2017 23:46

Wenn es etwas gab, das meinem Leben einen Sinn gab, dann war das diese entspannende Dusche nach getaner Arbeit. Gut, getan war noch nicht alles, aber die Dusche erlaubte ich mir trotzdem. Es fühlte sich einfach gut an, das warme Wasser auf meiner Haut zu spüren und sich ein wenig zu entspannen. Viel Zeit dazu blieb mir sowieso nicht.
Ich sang dreistimmig vor mich hin - laut, falsch und mit Begeisterung - weil ich letztens ein Lied gehört hatte, das ich irgendwie ganz passend zu meinem Leben gefunden hatte und war blind und taub für die Welt um mich herum.
Doch irgendwann wurde mir bewusst, wie viel Wasser ich schon verschwendet hatte und bekam ein schlechtes Gewissen. Vor allem, weil so viel warmes Wasser dann doch wieder nicht zur Verfügung stand.
Seufzend stieg ich aus der Dusche, betrachtete mein Spiegelbild, sah dann aber wieder weg, weil ich es nicht ganz so toll fand. Blasser als sonst, die Ringe unter meinen Augen waren auch schon einmal weniger sichtbar gewesen und vielleicht sollte ich wieder mehr essen. Doch meistens fehlte mir die Zeit und der Appetit um etwas zu kochen und wenn ich so nachdachte, war ich mir ziemlich sicher, dass sich in meinem Kühlschrank gerade die Mäuse erhängten, weil sich dort absolut nichts befand.
Ich fuhr mir durch die nassen Haare und schüttelte sie, dass die Wassertropfen nur so flogen. Dass dabei der Spiegel nass wurde war mir dabei nur recht.
Dann wollte ich mich wieder anziehen und klaubte in meiner Kleidung herum, musste jedoch feststellen, dass ich meine Unterhose wohl oder übel im Schlafzimmer vergessen hatte. So jung und schon ein Hirn wie ein Sieb, dachte ich bei mir, schlang notdürftig ein Handtuch um meine Hüften, öffnete die Badezimmertür und ging durchs Wohnzimmer hindurch ins Schlafzimmer. Jedenfalls hatte ich das vor. Meine Pläne wurden auf eine sehr unerwartete Art und Weise vereitelt.
"Piper?", fragte ich fassungslos und zerrte ein wenig an dem Handtuch, obwohl da ja nicht wirklich etwas wäre, das sie nicht schon gesehen hatte.
"Was machst du hier?", fragte ich so würdevoll, wie man eben sein konnte, wenn man nur im Handtuch seiner Ex-Freundin gegenüberstand, die man nicht erwartet hätte und über die man immer noch nicht wirklich hinweg war.
"Du hast dich nicht zufällig in der Wohnung geirrt?"

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Piper
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Piper am 12.02.2017 00:01

Ich drehte den Wohnungsschlüssel zwischen meinen Fingern hin und her, doch irgendwann steckte ich ihn wieder zurück in meine Jackentasche. Ich lauschte auf das Geräusch der Dusche, das nach einigen Minuten verebbte. Genauso wie Jasons Gesang.
Dann ging die Badezimmertür auf und plötzlich stand ein nur mit Handtuch bedeckter Jason vor mir. Aus Reflex hätte ich mir fast die Hände vor die Augen gehalten. Allerdings gab es eine Zeit, in der ich ihn mit noch weniger Bedeckung gesehen hatte, also versuchte ich den Reflex zu unterdrücken. Stattdessen starrte ich ihn nur einige Sekunden an, die mir viel länger vorkamen, als das. Verdammt, ich hatte verdrängt, wie wahnsinnig gut der Kerl aussah. Ich meine, er sah schon in Klamotten unwiderstehlich aus, aber ohne... Ich wendete schnell den Blick von seinem Oberkörper und sah Jason wieder ins Gesicht, mahnte mich, meinen Blick nicht wieder abschweifen zu lassen. Verdammt, ich war verlobt, ich sollte sowas hier nicht einmal denken!
"Ich eh..." Ich konnte nicht wirklich klar denken. "Nein, eigentlich... wollte ich mit dir reden.", sagte ich schließlich, weil das ja auch der Wahrheit entsprach. Keine Verwirrung in eine andere Wohnung, zu der ich immer noch den Schlüssel hatte, wobei sogar ich langsam bezweifelte, dass das so normal war. Aber irgendwie hatte ich mich nie getraut Jason meinen Wohnungsschlüssel zu geben. Und ich hatte es auch nie so sehr gewollt, wenn ich ehrlich war.
"Am Besten ziehst du dir erst einmal etwas an.", sagte ich dann allerdings, denn so konnte ich mich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren, was ich ihm sagen wollte, ohne mich im Minutentakt zu mahnen, dass meine Augen maximal sein Gesicht ansehen dürften und selbst das war schwer, denn sogar in Jasons Augen konnte ich nicht sehen, ohne dass ich von Gefühlen und Erinnerungen überschwemmt wurde. Jep... Augen war sogar noch schlimmer als sein unbekleideter Oberkörper. Ich wand den Blick vollkommen von ihm ab und sah stattdessen auf meine Hände, hoffte er würde sich irgendetwas anziehen, damit sich die Situation hier nicht ganz so verboten anfühlte.

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Jason
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Jason am 12.02.2017 00:17

Die Überraschung in ihrem Blick konnte ich zwar nicht wirklich verstehen, immerhin war sie in meiner Wohnung, da sollte man fast erwarten, dass ich hier war, aber vermutlich war ihre Überraschung auch auf etwas anderes abzuleiten.
Ich fuhr mir durch die Haare und fragte mich, wieso ich eigentlich immer so nervös war, wenn sie da war. Eigentlich waren wir ja nur mehr Freunde. Aber ich bemerkte, dass sie mich ansah - also ein bisschen so ansah wie früher - und ich konnte nicht umhin, mich ziemlich gut zu fühlen. Dass sie dann auch noch ziemlich vor sich hin stammelte trug dazu bei, dass mein Ego wuchs. Scheinbar hatte meine Anwesenheit immer noch ein wenig Wirkung auf sie. Obwohl sie da diesen Freund hatte. Den ich ehrlich gestanden ziemlich langweilig fand. Obwohl ich das alles auch nicht denken sollte, immerhin hatte ich auch eine Freundin.
Kurz war ich davor, ihr zu sagen, dass das hier meine Wohnung war und ich darin herumlaufen konnte, wie ich wollte, einfach nur, um sie zu provozieren, doch ich ließ es bleiben. Immerhin sollte das hier keine "Sex-mit-der-Ex"-Sache werden, so jemand war ich eigentlich nicht. Obwohl allein schon der Gedanke mich eigentlich schuldbewusst werden lassen sollte. Was er bis zu einem gewissen Grad auch tat.
Also ging ich einfach wortlos an ihr vorbei ins Schlafzimmer, zog mir meine Boxershorts an, nahm mir die erste Hose, die ich fand und irgendein T-Shirt, bevor ich wieder zurückkehrte.
Wieder vollständig bekleidet ließ ich mich auf die Couch neben sie fallen und sah sie auffordernd an. "Wirst du mir jetzt verraten, warum du plötzlich mitten in meiner Wohnung stehst, wenn ich aus der Dusche komme?"
Ich hätte auch vergessen können, das Handtuch umzuwickeln und ich fragte mich, wie die Situation dann verlaufen wäre. Vermutlich noch peinlicher als jetzt. "Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?", fragte ich verwundert und überlegte, ob ich die Türe offen gelassen hatte, was ich mir dann aber doch nicht vorstellen konnte.

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Piper
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Piper am 12.02.2017 00:35

Glücklicherweise kam er meiner Bitte nach und lief ins Schlafzimmer, um sich etwas an zu ziehen. Ich starrte weiterhin verbissen auf meine Hände. Okay, er hatte bisher den Ring an meiner Hand noch nicht bemerkt, aber darüber würde ich ihn ja ohnehin gleich aufklären. Wo ich so darüber nachdachte, fand wurde ich noch nervöser, als ohnehin schon. Was erwartete ich mir eigentlich hiervon? Wieso ging ich zu Jason und erzählte ihm von meiner Verlobung? Ich war mir fast sicher, dass er keine Gefühle mehr für mich hatte, als würde es ihn sicherlich nicht verletzen. Aber irgendwie wollte ich auch vermeiden, dass es komisch zwischen uns wurde. Schließlich wollten wir ja Freunde bleiben. Also sollte ich mich nicht so anstellen.
Ich schloss die Augen und atmete tief durch, um meine Gedanken zu sammeln, als Jason dann wieder aus dem Schlafzimmer kam - diesmal mit mehr, als nur einem Handtuch bekleidet - und sich neben mir nieder ließ.
Ich hatte schon fast gehofft, dass er vergessen würde nach zu fragen, wie ich in die Wohnung gekommen war. Ich war schon drauf und dran zu sagen, dass die Tür offen stand oder dass ich durchs Fenster geklettert war, was mir in diesem Moment nach einer weniger seltsamen Ausrede klang, als die Wahrheit. Allerdings wollte ich Jason nicht anlügen. Das hatte ich nie tun wollen und ich hatte auch nicht vor jetzt damit anzufangen. Auch wenn wir jetzt nicht mehr zusammen waren.
"Ich hab noch den Wohnungsschlüssel.", meinte ich also und biss mir auf die Unterlippe. Vielleicht wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt ihn aus meiner Jackentasche zu holen und ihn Jason zu geben und ich spielte wirklich mit dem Gedanken genau das zu tun, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Und es war nicht der Gedanke daran, dass ich häufiger her kommen und Jason nach dem Duschen überraschen würde. Nein, das hier würde definitiv ein Einzelfall bleiben.
"Und ich wusste nicht, dass du am Duschen warst. Ich wollte nur nicht draußen warten und ich dachte, nachdem ich schon eine Weile hier her gebraucht habe, kann ich auch ein wenig warten, bevor ich mit dir reden kann." Ich schluckte schwer. Ich hatte immer noch absolut keine Ahnung, wie ich das Thema anfangen sollte.
"Ich bin auch nur hier, weil ich nicht will, dass du es von einem der anderen erfährst und es dann.. komisch wird." Mein Blick fuhr wieder zu meinen Händen, dem kleinen Ring an meinem Ringfinger, den ich jetzt mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand im Kreis um den Finger drehte. So hatten meine Hände zumindest eine Beschäftigung und ich fing nicht an an meinem Shirt herum zu spielen. Irgendwie brauchte ich ständig etwas zwischen den Fingern, wenn ich nervös war. Es kam sogar schon vor, dass ich anfing Papier zu zerpflücken und dann überall die Schnipsel herum lagen. Jason blickte ich immer noch nicht an.
"Noah hat gefragt, ob ich ihn heiraten möchte.", offenbarte ich schließlich und erst jetzt sah ich ihn wieder an, nicht so recht wissend, was ich mir als Reaktion darauf erhoffte. "I-Ich hab 'Ja' gesagt."

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Jason
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Jason am 12.02.2017 12:52

Es wäre gelogen zu sagen, dass ich mit dieser Situation - was auch immer sie bedeuten mochte - so richtig klar kam. Eigentlich hatte ich wenn eher erwartet, Bonnie in meiner Wohnung vorzufinden, aber Piper? Nein ganz bestimmt nicht.
"Oh", war alles, was ich sagte. Den hatte ich doch schon vor Ewigkeiten gegeben, ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sie mir den nicht zurückgegeben hatte. Obwohl... Das war gelogen, damals hatte ich bewusst nicht darauf bestanden, dass sie ihn mir zurückgab, wahrscheinlich in der Unfähigkeit, loszulassen. Und ich hatte gehofft, dass sie doch noch einmal zu mir zurückkam. Ich konnte nicht anders, als mich an den kleinen Hoffnungsschimmer zu klammern, den ich bei ihrem unverhofften Besuch verspürte. Obwohl es doch ziemlich naiv von mir war, zu glauben, dass sie wieder zu mir zurückkommen würde. Das Schlimmste daran war für mich, dass ich Bonnie vermutlich abservieren würde, wenn Piper mich fragen würde, ob ich mir vorstellen könnte, wieder mit ihr zusammenzukommen. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich mochte Bonnie doch und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mit ihr vielleicht etwas werden könnte und das, obwohl sie nicht Piper war.
Ich fragte mich, warum sie so herumdruckste und schlussendlich fiel mein Blick auf den Ring an ihrem Ringfinger der linken Hand. Ein dunkles Gefühl der Vorahnung breitete sich aus und ich hätte auf die nächsten Worte gefasst sein sollen, aber sie trafen mich trotzdem wie ein Peitschenschlag.
Noah hat gefragt, ob ich ihn heiraten möchte.
Dieser Langeweiler? Wie konnte er nur. Ich hasste ihn auf einmal unglaublich. Aber fast noch mehr hasste ich mich selbst, weil nicht ich der gewesen war, der ihr den Ring auf ihren hübschen, schlanken Finger geschoben hatte und sie gefragt hatte, ob sie meine Frau werden wollte. Es war wie ein Schlag in die Magengrube und mir wurde schlecht.
Ich hab 'Ja' gesagt.
Noch besser. Sie hatte nein zu mir gesagt und ja zu ihm. Und vielleicht, wenn ich mich damals mehr um sie gekümmert hätte und diesem Leistungsdruck einfach den Rücken gekehrt hätte... Vielleicht wäre es anders gekommen. Dann hätte ich die Chance auf ein Leben mit ihr gehabt. Auf Kinder, auf ein gemeinsames Haus, oder eine gemeinsame Wohnung, wir hätten aufs Land ziehen können. Weltreisen machen... Ich hätte ihr alles zeigen können, was sie sich gewünscht hätte und ich hätte ihr alles geben können, was sie gewollt hätte.
Aber ich habe wohl versagt.
"Ich... Ich freu mich für euch", hörte ich mich sagen und meine Stimme klang weit weg. "Nein wirklich. Es ist toll, dass du... Dass du jemanden gefunden hast, der dich liebt." Ich lächelte und setzte eine Maske an falscher Fröhlichkeit auf, obwohl ich innerlich einfach nur taub war und mir wünschte, aus diesem Albtraum aufzuwachen. Und plötzlich erfasste mich rasende Wut. In letzter Zeit hatte ich immer öfter zu Wutanfällen geneigt und jetzt richtete sich meine Wut auf mich selbst. Und ich verspürte den Drang nach einem Glas Whiskey.
Ich stand auf und goss mir ein Glas ein. Meine Hände zitterten dabei ein wenig und ich sah zu ihr hinüber. "Willst du auch? Ich habe sonst auch Wein, wenn du das lieber willst. Oder Sekt. Auf so etwas stößt man doch an, oder?"
Ich wartete gar nicht ab, was sie sagte, sondern goss ihr einfach auch ein Glas ein, ehe ich zurückkehrte und mich wieder neben sie setzte.
"Ich habe übrigens auch wieder eine Freundin", sagte ich beiläufig. Ich hätte Bonnie ihr gegenüber nicht unbedingt erwähnt. Aber ich sah mich gezwungen, ihr das zu sagen. Um sozusagen vorzutäuschen, dass ich sie gar nicht mehr in meinem Leben brauchte. Dass ich jemand anderen hatte.

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Piper
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Piper am 12.02.2017 14:10

Er verlangte den Schlüssel nicht zurück. Das war gut. Denn ich wollte ihn nicht her geben. Ich wollte ihn behalten, für den Fall das... ja warum eigentlich? Ich hatte keine Ahnung, aber es fühlte sich nicht so an, als wäre ich bereit dazu den Schlüssel weg zu geben. Und tief in meinem Inneren wusste ich, dass der Schlüssel eigentlich als Metapher für etwas anderes stand. Doch diesen Gedanken traute ich mich nicht einmal zu Ende zu denken.
Ich sah keine Regung in seinem Gesicht, als er sagte, er würde sich für mich freuen. Und dann lächelte er. Tatsächlich. Ich wusste nicht, was ich mir davon erwartet hatte. Dass er mich bat Noah nicht zu heiraten? Dass er mir sagte, dass Noah nicht der Richtige für mich wäre? Dass er jetzt vielleicht um mich kämpfen würde? Nein... Nein, ausgeschlossen. Noah war richtig für mich. Keine Zweifel. Ich würde keine Zweifel an mich heran lassen. Dennoch gab es mir einen winzigen Stich, als er einfach unr lächelte und darauf anstoßen wollte. Und plötzlich hielt ich ein Glas mit Whiskey in der Hand.
Ich hatte nicht vor das Zeug zu trinken. Ich mochte keinen Whiskey. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Zeug mir alles in meiner Kehle wegbrannte.
Aber dann erzählte Jason mir, er hätte eine Freundin. Überrascht sah ich ihn an und versuchte den stechenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren. "Das ist... toll.", sagte ich und brachte ein lächeln zustande, bevor ich mich dann doch dem Glas Whiskey widmete. Konnte ja nicht schaden. In meinem Inneren tat ohnehin schon alles weh, vielleicht würde das Zeug die Schmerzen ja einfach weg brennen. Ich hatte eigentlich nicht vor weiter auf seine Aussage ein zu gehen, aber bevor ich mich davon abhalten konnte, hatte ich schon gefragt: "Wer? Kenne ich sie?"
Ich glaubte allerdings nicht, dass ich das wissen wollte. Denn sollte ich sie kennen... Keine Ahnung. Es würde mich glaube ich doch nicht so einfach fallen sie zu mögen, wie ich gern wollte.

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Jason
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Jason am 12.02.2017 14:49

Sie schien nicht wirklich Verdacht geschöpft zu haben, wias wirklich in mir vorging. Offenbar war ich ein besserer Schauspieler, als ich dachte. Vielleicht sollte ich über eine Karriere beim Film nachdenken. Aber mein Vater würde das bestimmt nicht gutheißen.
Am liebsten hätte ich geschrien. Ihr gesagt, dass ich sie immer noch wollte, dass sie Noah einfach vergessen sollte und zu mir zurückkommen sollte. Aber irgendwie schaffte ich es, das für mich zu behalten und ruhig zu bleiben. Die Wut, die ich verspürt hatte, war Selbsthass gewichen. Und dem Gefühl, geschlagen worden zu sein.
Was fand sie nur an diesem Typen? Natürlich, er war nett, vielleicht sah er ganz okay aus, er war hilfsbereit und alles... Aber so langweilig. Er passte doch gar nicht zu ihr!
Ich stieß mit ihr an und versuchte, das Zittern meiner Hände zu kaschieren, indem ich den Inhalt einfach schnell hinunterstürzte. Der Whiskey brannte vertraut den Weg meine Kehle hinunter und ich wurde ruhiger.
Als sie dann auch noch so desinteressiert reagierte, als ich ihr von meiner Freundin reagierte, wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte die ganze Flasche hinuntergeschüttet.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Dass sie aufstand und mir sagte, dass sie Noah doch nicht wollte? Dass sie herging und mich küsste? Dass sie mir sagte, dass ich keine Freundin brauchte, weil ich sie haben konnte? Ja vielleicht hatte ich diese Reaktion tief in meinem Herzen erhofft, aber es war klar, dass ich die niemals bekommen würde. Immerhin war ich ja der gewesen, der es verkackt hatte.
Wieder wurde ich wütend und meine Hand verkrampfte sich um das Glas, das ich noch in der Hand hielt. Schnell stellte ich es auf den Couchtisch, damit ich es nicht zerbrach.
"Ich weiß nicht, ob du sie kennst. Sie heißt Bonnie Andersson, ist gleich alt wie ich, kommt aus dem Camp Half-Blood", sagte ich leise. "Sie ist... Ich hab sie gerne", sah ich mich irgendwie gezwungen, hinzuzufügen. Ich wusste nicht, ob Bonnie wusste, dass ich immer noch nicht über Piper hinweg war, aber sie war seit langer Zeit ein Mensch, bei dem ich das Gefühl hatte, dass sie mich akzeptierte, ohne zu viel nachzufragen.
In einem plötzlichen Anfall von dem Bedürfnis, ihr wehzutun, einfach nur, weil sie mir wehtat, indem sie Noah heiratete, sagte ich: "Ich möchte den Schlüssel zu meiner Wohnung wieder haben." Irgendwie hatten diese Worte etwas Endgültiges.

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Piper
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Piper am 12.02.2017 15:47

Es schien ihn nicht groß zu interessieren. Es schien ihm nichts aus zu machen. Und das, auch wenn ich es nicht wollte, machte mir etwas aus. Wäre ich damals nicht gegangen, hätte er jetzt keine Freundin und ich würde jetzt vielleicht Jason und nicht Noah heiraten. Aber ich war zu egoistisch gewesen, hatte vielleicht nicht genug geschätzt, was ich an der Beziehung mit Jason hatte. Mit Noah war es toll, keine Frage. Er hatte Zeit, er war da für mich, ich fühlte mich glücklich mit ihm. Dennoch war es etwas anderes. Doch das spielte jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Jason hatte jemand Neues gefunden und ich würde heiraten. Also warum zerbrach ich mir immer noch den Kopf darüber?
Das Glas Whisky war schneller lehr, als ich es von mir erwartet hätte. Doch behielt ich es in meinen Händen.
Bonnie Andersson. Allein der Name klang schon hübsch und das machte mir zu schaffen. Vielleicht hatte er jemand Besseres gefunden, als mich. Jemand, der einen besseren Geschmack in Mode hatte, hübscher aussah, tougher war, ihm seine Freiheiten ließ... Vermutlich.
"Nein.. ich kenne sie nicht.", sagte ich schließlich und räusperte mich, weil meine Stimme ein wenig belegt klang. "Das freut mich für dich." Ich nickte, um meine Worte zu unterstreichen und versuchte mir zu sagen, dass es besser so war.
Als Jason dann jedoch den Schlüssel zurück verlangte, war es, als würde er mir einen deftigen Schlag in den Magen verpassen. Ich vergaß für ein paar Sekunden sogar das atmen.
Ich sah Jason nicht an, blickte nur geradeaus, während ich binnen Sekunden hin und her überlegte, ob ich ihm den Schlüssel geben sollte, oder nicht. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, die ich in mir einen Kampf darum focht. In Wahrheit konnten es aber nur ein paar Sekunden gewesen sein. Wenn ich den Schlüssel Jason zurück gab, dann wäre das ein endgültiger Schlussstrich. Dann würde er ihn wahrscheinlich Bonnie Andersson geben. Seiner neuen Freundin. Aber ich wollte nicht dass sie meinen Schlüssel bekam.
"Ich hab ihn beim Reinkommen ans Schlüsselbrett gehangen.", sagte ich und packte ein wenig Charm-Sprech in meine Worte, damit nicht auffiel, dass ich log. Damit Jason mir glaubte und ich am Ende nicht wie der letzte Idiot da stand, die unbedingt den Wohnungsschlüssel zur Wohnung ihres Ex's behalten wollte. Ich mochte es eigentlich nicht, Leute die mir wichtig waren mit Charm-Sprech zu manipulieren. Aber... ich wollte sicher gehen, dass er nicht an meiner Aussage zweifelte.

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Jason
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Jason am 12.02.2017 18:02

Ich schwieg eine Weile. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich noch sagen könnte. Es war doch alles gesagt, oder? Sie war mit Noah zusammen, sie würden heiraten. Ich war mit Bonnie zusammen, aber das war ja erst seit einem Monat so. Über die Zukunfstplanung hatte ich mir da ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht und ans Heiraten schon gar nicht.
Aber so war doch alles, wie es sein sollte, oder? Sie hatte jemanden, der sie glücklich machte, ich hatte vielleicht jemanden, so genau konnte ich das nach der kurzen Zeit, in der wir zusammen waren, nicht wirklich sagen. Doch wenn alles so war, wie es sein sollte, warum wollte ich dann aufstehen und diesen ach so perfekten Noah umbringen, Piper schnappen und sie nie mehr gehen lassen?
"Willst du noch einen?", fragte ich und deutete auf das leere Whiskeyglas in ihrer Hand. Weil ich selbst noch einen brauchte, stand ich auf und schnappte mir die Flasche, während ich sie fragend ansah.
"Tja... Ähm... Danke", sagte ich, weil ich absolut planlos war, was man in so einer Situation überhaupt sagte. War danke okay? Oder erwartete sie jetzt mehr Informationen oder so? Ich hoffte nicht, das wäre schrecklich für mich.
Sie mied meinen Blick und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. War das ein Zeichen dafür, dass sie ihn gar nicht zurückgeben wollte? Dass es noch Hoffnung gab?
Nein!, schalt ich mich in Gedanken. Ich bildete mir schon wieder Sachen ein, die absolut nicht so waren. Nur weil ich so gestört war und nicht von ihr loskam, obwohl ich eine hübsche und tolle Freundin hatte, traf das bestimmt nicht auf sie zu.
"Ich... Natürlich", sagte ich und fragte mich, warum sich mein Kopf so seltsam anfühlte. So wie Watte. Aber das Gefühl war schnell wieder vorbei und ich schob es auf den Whiskey.
"Wann werdet ihr denn heiraten? Gibt es schon ein Datum?", fragte ich gespielt beiläufig und goss mir noch einen Whiskey ein.

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Piper
Gelöschter Benutzer

Re: Vergangenheitsplay V

von Piper am 12.02.2017 20:01

Ich spielte mit dem Gedanken aufzustehen und wieder zu gehen. Ich wusste nicht, worüber ich mich mit Jason unterhalten sollte. Seine Freundin? Meine Verlobung? Ihn fragen, ob er nicht mit kommen wolle, das Hochzeitskleid aussuchen? Ja... ganz sicher nicht...
Ich schüttelte den Kopf, als Jason mir noch einen Whiskey anbot. Noch mehr Alkohol würde ich irgendwann nicht mehr vertragen. Ich war noch nie so der Partygänger und Alkoholtrinker gewesen, also bezweifelte ich, dass mir das Zeug so gut tun würde.
Meine Hände wanderten in meine Jackentaschen und in der linken umschloss ich den Schlüssel zu der Wohnung mit meinen Fingern. Jason stellte es nicht in Frage, dass ich den Schlüssel ans Schlüsselbrett gehangen hatte. Ich hoffte, er würde vergessen, dass wir darüber gesprochen hatten und nicht nachher noch nachsehen und dann feststellen, dass ich gelogen hatte. Auch wenn ich es definitiv abstreiten würde, sollte er mich darauf ansprechen.
Auf seine Frage hin, zuckte ich ein wenig planlos mit den Schultern. "Ich weiß es noch nicht. Wir überlegen schon hin und her. Mai oder Juni wird es vermutlich werden, da könnten wir gutes Wetter abpassen.", murmelte ich. Ich schwieg einen Moment, bevor ich wieder zu ihm sah. "Wäre es seltsam, wenn ich dir eine Einladung schicken würde? Ich meine... Im Prinzip sind wir ja Freunde, oder?", fragte ich, weil ich mir wirklich nicht sicher war, ob es richtig wäre seinen Ex-Freund zur Hochzeit einzuladen. Aber wir hatten uns darauf geinigt Freunde zu sein und meine Freunde würde ich definitiv einladen. Nur wenn Jason das nicht wollte, würde ich mir die Einladungskarte sparen.

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